Was tun? In ein Schuhgeschäft? Aber wo? "Wieso denn das? Wir sind doch gleich in Eminönü", erklären mir meine Begleiter. "Dort sind die Ayakkabı boyacısı, die Schuhputzer, die reparieren auch". Ja, da sitzen sie, damals wie heute, nebeneinander aufgereiht, mit ihren blitzblanken Messingkisten, die Schuhputzer und warten auf Kundschaft.
Und irgendwann sind sie dann wieder wie neu, meine Stiefel. Er strahlt. Das Ritual des Zahlens beginnt. Wie immer. Er benennt einen Preis. Mir ist das zu wenig. Er will es nicht annehmen. Er ziert sich ein bißchen. Doch dann steckt die Lira erfreut in seine Hosentasche. Mein Weg zurück hoch zum Galaterturm beginnt. Die Füsse werden wieder warm. Ich bin zufrieden. Doch irgendetwas ist schief. Im Hotel angekommen merke ich es - eine der Einlagen für das bequeme Laufen ist weg. Das ist sehr ärgerlich, denn ich laufe viel. Ich entferne die andere und bin böse mit mir, weil ich mal wieder nicht genug aufpasse. Und am nächsten Tag ist es dann auch etwas unbequem, denn ich laufe viel in Istanbul. Wir haben einen Termin ganz in der Nähe und ich will doch noch einmal bei Ahmed vorbeischauen. Es ist nicht zu glauben! Er erkennt mich zuerst, hält die Hand hoch, hat die Sohle in der Hand und ruft laut "Abla!". Wir passen sie an und ich laufe den Rest des Tages wieder schief, dafür aber glücklich. So ist Ahmed, einer der Schuhputzer von Eminönü, den ich nicht vergessen werde.
Doch HALT! Ist er das etwa doch? Ja das ist er! Ich gehe auf ihn zu. "Schuhputzen?" fragt er mich höflich? "Nee, jetzt noch nicht," antworte ich und krame in meinem Rucksack. Ich hocke mich vor ihn hin und hole meinen redMac raus. Ich heb doch alles auf, denke ich, da muss ich sie doch noch haben, diese Bilder von damals. Ahmed betrachtet mich amüsiert. "Was machst du da, abla", fragt er verwundert. "Gleich hab ichs, warte", antworte ich und lege den Mac in seine Hände. "Guck." Er guckt und guckt, sagt nix und guckt und guckt. Eine ganze Zeit lang. "Das bin ich," ruft er plötzlich aufgeregt. Er steht auf, nimmt den Rechner und rennt rum. "Das bin ich, guck!" erklärt er der Losverkäuferin, die ein paar Meter weiter steht. Und dann geht er weiter. "Das bin ich!" Jeder Kollege muss sich das anschauen. "Ja das bin ich" murmelt er immer wieder und guckt mich dabei strahlend an.
Irgendwann klappt er den Rechner zu, gibt ihn zurück, ruft seinem Kollegen etwas zu, nimmt meine Hand und schiebt mich in ein Café.
"Das feiern wir. Möchtest Du Tee?" Und er sitzt mir gegenüber und strahlt und erzählt und erzählt. Und wieder mal versteh ich kaum etwas, alles geht so schnell. "Ich komm zurück", verspreche ich beim Abschied, "dann bringe ich Dir das Bild. Und ich bringe Selçuk mit. Er versteht Deine Sprache besser als ich. Dann können wir reden." "Das musst Du mir versprechen" gibt er mir mit auf den Weg. "Ich werde warten. Du weisst ja, wo ich bin."
Ja, in Eminönü. Auch ihr könnt ihn dort finden.
Irgendwie ist das Leben manchmal doch schön! ...
... Irgendwie ist das Leben manchmal doch schön!
Danke Ahmed bey!